Xiaomi 14T Pro getestet: Preisbrecher in der Smartphone-Oberklasse

Xiaomi hat das 14T Pro vorgestellt. Und mit Blick auf Ausstattung und Preis stellt sich die Frage, warum man noch das Top-Modell Xiaomi 14 Ultra für 1.200 Euro kaufen soll.

1 Terabyte Speicher für 900 Euro

Das Xiaomi 14T Pro kostet ab 799 Euro und bewegt sich an der Grenze zwischen Oberklasse und Super-Premium. In diesem Preisbereich tummeln sich ältere Top-Modelle, etwa das Galaxy S23 für 699 Euro (444 Punkte im connect-Test) oder das Google Pixel 8 Pro für 799 Euro (442 Punkte im connect-Test). Natürlich bekommt man auch aktuelle Smartphones: Googles Pixel 9 kostet 899 Euro, Samsungs Galaxy S24 und S24+ (436/445 Punkte im connect-Test) pendeln zwischen 700 Euro und 900 Euro und das auf Portraitfotos spezialisierte Honor 200 Pro (439 Punkte im connect-Test) kostet 700 Euro.

Keines der genannten Phones hat aber eine Speicherausstattung, die auch nur annähernd an das Xiaomi 14T Pro heranreicht: Es wird mit 1 Terabyte Speicher verkauft. Hier die Farben und Preise im Überblick.

• Xiaomi 14T Pro in grau, blau und schwarz mit 12/256 GB, 12/512 GB, 12/1024 GB für 799 Euro, 899 Euro, 999 Euro

Xiaomi-typisch gibt es wieder eine Early Bird Aktion mit einem noch tieferen Preispunkt: Wer vom 26. September 2024 bis 11. Oktober 2024 ein Xiaomi 14T Pro bestellt, bekommt kostenlos das Redmi Pad Pro (6GB + 128 GB) dazu (laut Xiaomi gilt das Angebot allerdings nur solange der Vorrat reicht). Außerdem wird die beste Speicherausführung im Preis gesenkt: Das Xiaomi 14T Pro 12/1024 GB gibt es für 899,90 Euro.

Xiaomi 14T Pro vs. Xiaomi 13T Pro im Vergleich

Keine Netzteile im Lieferumfang

Bei der 2024er T-Serie gehört kein Netzteil mehr zum Lieferumfang. Xiaomi führt die Reduktion von Elektroschrott als Begründung an und macht ein faires Angebot: Wer 14T oder 14T Pro bestellt, kann ein 67-Watt- beziehungsweise 120-Watt-Schnellladenetztteil für einen symbolischen Euro dazu ordern. Zum Vergleich: Samsung und Apple bieten weniger Durchsatz und rufen 30 Euro bis 45 Euro ab.

Schlichtheit ist Trumpf

Curved war gestern: Auch Xiaomi kann sich dem Trend zum planen Display nicht entziehen und setzt auf ein schlichtes Design mit zwei Glasplatten, die von einem breiten Rahmen aus Aluminium zusammengehalten werden. Dabei besteht die Rückseite aus geätztem Glas mit einer rauen Oberfläche, aus der die quadratische Kameraeinheit etwa 2,5 Millimeter heraussteht. Dabei verzichtet Xiaomi auf Spielereien wie glänzende Kameraeinfassungen oder verchromte Tasten. Alles ist in einer angenehmen Schlichtheit gehalten, die auf Anhieb überzeugt.

Haptisch präsentiert sich das Xiaomi 14T Pro vom Feinsten, der mattierte Aluminiumrahmen fühlt sich gut an, ein minimaler Anschliff der Ränder und eine elegante Krümmung der Glasrückseite sorgt dafür, dass das Phone weich in der Hand liegt. Mit 209 Gramm ist das 14T Pro kein Leichtgewicht, bewegt sich aber noch im Mittelfeld. Das hohe Gewicht unterstreicht zudem die feine Haptik.

Nach dem Einschalten fällt sofort auf, wie eng Xiaomi an der Kante baut: 1,7 Millimeter findet man sonst nur in den höchsten Preisregionen, Apples iPhone 15 Pro etwa hat 1,55 Millimeter. Das 14T Pro ist für einen 6,7-Zöller denn auch vergleichsweise kompakt. Es ist nach IP68 wasserfest - alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen.

Display mit hoher Kontrastausbeute

Das OLED erfreut das Auge nicht nur mit den schmalen Rändern, auch die Darstellung ist top. 2.712 x 1.220 Pixel auf 6,67 Zoll garantieren eine extrascharfe Darstellung. Die Leuchtkraft ist mit 500 Nits bereits in der Grundeinstellung stark, pegelt in der Sonne aber noch mal bis 1.000 Nits hoch. Wie unsere Messungen zeigen, ist die Kontrastausbeute top, bei Tageslicht und in der direkten Sonne ist man mit diesem Phone sehr gut unterwegs. Ein großes Plus ist dabei die hohe Bildwiederholrate von 144 Hertz, die ein besonders flüssiges Scrolling garantiert.

Kamerasystem mit allen Leica-Finessen

Das Xiaomi 14T Pro ist mit drei Brennweiten ausgestattet, so wie es sich für ein Top-Smartphone gehört. Wie beim Vorgänger 13T Pro kombiniert Xiaomi ein 12 Megapixel Ultraweitwinkel mit einem 50 Megapixel Weitwinkel und einem Tele, das mit 50 Megapixel ebenfalls hoch auflöst. Die Brennweite hat Xiaomi aber verlängert, von einer 2-fachen Zoomstufe hin zu einer 3-fachen Zoomstufe (genauer: 2,6-fach) - man kommt also näher an ein Motiv heran.

Hinter dem Weitwinkel sitzt mit dem Light Fusion 900 der gleiche Sensor, der auch in der Top-Serie Xiaomi 14 den Ton angibt. Und wie bei den 14ern ohne "T" gibt es die gesamte Bandbreite von Leica-Filtern und -Tools. Eine besondere Erwähnung verdient das "Meister-Objektiv-System", das vier Festbrennweiten von Leica (35, 50, 75 und 90 mm) mitsamt den Objektiv-Charakteristiken emuliert.

Diese besondere Herangehensweise von Xiaomi und Leica gefällt nicht nur mit einem ansprechenden Interface, auch die Ergebnisse können sich sehen lassen. Es ist allerdings etwas verwirrend, dass man über den Porträtmodus und über den "normalen" Foto-Modus noch einmal andere - simulierte und reale - Brennweiten ansteuern kann. Aber letztendlich bedeutet diese Vielfalt, dass Fotografen hier eine große kreative Spielwiese haben und sich austoben können.

Wir haben in unserem Testlab vier Brennweiten gemessen, die drei realen Brennweiten und den zweifachen Digitalzoom und können folgendes Fazit ziehen: Mit dem 14T Pro bekommt man ein Top-Kamera-Smartphone in die Hand, das mit der Hauptoptik und mit dem digitalen 2x-Zoom vollauf überzeugen kann. Auch die 2,6x Teleoptik ist stark, allerdings nur bei guten Lichtverhältnissen. Ein Schwachpunkt ist das Superweitwinkel, das im Vergleich mit dem 13T qualitativ sogar etwas abgebaut hat. Das können andere Phones in der Preisklasse mittlerweile besser (zum Beispiel Samsungs S-Modelle oder Googles Pixel-Serie).

Das gilt auch für die Selfie-Kamera mit 32 Megapixel, die Xiaomi-typisch zwar viele Einstellungen und Filter mitbringt, qualitativ aber im Mittelfeld schwimmt, Aufnahmen bei wenig Licht verlieren zu schnell die Detailzeichnung. In der Summe liefert Xiaomi aber gut ab: Gegenüber dem Vorgänger wurde das Kamerasystem vor allem mit der längeren Telebrennweite aufgewertet.

Software: Google Gemini und viele KI-Features an Bord

Das 14T Pro und das 14T sind die ersten Modelle von Xiaomi, die Googles visuelle Suche Circle to Search unterstützen, die Anfang 2024 auf den Pixel-Smartphones und Samsung S24-Serie eingeführt wurde. Ausprobieren konnten wir sie auf den 14T aber noch nicht, weil sie erst per Software-Update am 6. Oktober freigeschaltet wird. Zum Testzeitpunkt gut funktioniert hat Googles neuer KI-Assistent Gemini, der einfach mit einem längeren Druck auf die Power-Taste zugänglich ist.

Weitere KI-Funktionen sind AI Notizen, eine Xiaomi-eigene App, die wiederum weitere KI-Funktionen erlaubt, etwa das Korrekturlesen, das Zusammenfassen und das Übersetzen von Texten. Übersetzen kann auch der AI Dolmetscher, allerdings in Echtzeit und per Sprache. Auch die Bildbearbeitung wird nun von KI unterstützt: So wie man es bereits von Samsung und Google kennt, kann man Elemente aus Bildern entfernen und retuschieren, außerdem lassen sich digitale Avatare auf der Grundlage von Porträtfotos generieren - man kann sich selbst also im Comic-Stil von der KI zeichnen lassen.

Auch diese Funktionen waren auf unserem Testmodell noch nicht freigeschaltet, wir werden den Test aber entsprechend updaten, sobald wir die Möglichkeit dazu haben. Wir sind sehr gespannt darauf, ob man die KI-Funktionen auch abgestuft abschalten und somit auch ohne den Upload von Daten in die Cloud nutzen kann. Deutlich wird aber bereits, dass Xiaomi beim Thema KI mit den Pixel-Smartphones von Google und den Galaxy-Smartphones von Samsung gleichzieht.

Updates: Xiaomi verspricht 4+5

Das Xiaomi 14T Pro erhält ab Verkaufsstart vier neue Android-Versionen und über fünf Jahre Sicherheitspatches. Das ist nicht so lange wie bei den Top-Modellen von Samsung oder Google (7 Jahre), aber ein guter Zeitraum und für die meisten Nutzer mehr als genug.

Performance: Power satt mit MediaTek

Für die KI-Funktionen ist Rechenpower nötig, vor allem, wenn die Verarbeitung auf dem Gerät, also on-device erfolgt. Das 14T Pro ist dafür gut gerüstet, denn Xiaomi baut mit dem Dimensity 9300+ das Flaggschiff von Qualcomm-Konkurrent MediaTek ein, das eine mit dem Snapdragon 8 Gen 3 vergleichbare Ausstattung bietet. Synthetische Benchmarks zeigen zudem, dass auch die Performance auf Augenhöhe liegt.

Connectivity mit zwei Lücken

Die Performance stimmt also, zumal mit 12 GB auch mehr als genügend Arbeitsspeicher zur Verfügung steht. Auch die Connectivity hat kaum Lücken. Die neue Bluetooth-Version 5.4 ist an Bord, inklusive Auracast und LE, außerdem wird WiFi 7 unterstützt. Die Geschwindigkeit im WiFi-Netz ist auch mit Abstand zum Router vergleichsweise hoch, wie unsere Messungen zeigen.

Bei der SIM hat man dank 2x Nano-SIM und eSIM die maximale Wahlfreiheit. Über einen Infrarotsender auf der Stirnseite kann man das Phone zudem als Fernbedienung für den TV und andere Geräte nutzen.

Wir haben beim 14T Pro aber zwei Standards vermisst, die bei einem Flaggschiff-Smartphone nicht fehlen sollten: Ein moderner USB-C-Standard (es wird nur 2.0 unterstützt) und den modernden Nahfunk-Standard Ultra Wide Band (UWB).

Stereo und Hi-Res Audio

Den Stereo-Sound realisiert Xiaomi über zwei Speaker im Rahmen, wir haben 80 dB gemessen, ein gutes Niveau. Für Musik in HiRes über Bluetooth werden LDAC und AptX Adaptive unterstützt.

Lange Akkulaufzeit und schnelles Aufladen

Mit 15:35 Minuten in unserem genormten Laufzeittest beweist das 14T Pro echte Marathonqualitäten, die Ausdauer liegt deutlich über dem Vorgänger 13T Pro (12:54 Minuten). Für ein Smartphone auf diesem Ausstattungsniveau ist diese Laufzeit überragend, bei normaler Nutzung kommt man locker anderthalb Tage ohne Steckdose aus. Dazu gesellt sich ultraschnelles Aufladen mit 120 Watt, damit steht der Akku in unter einer halben Stunde wieder bei 100 Prozent - die Top-Modelle von Apple und Samsung brauchen mehr als doppelt so lange.

Neu hinzu gekommen ist kabelloses Aufladen über Qi, hier schaltet Xiaomi mit 50 Watt ebenfalls den Turbo ein. Den erreicht man aber nur mit dem entsprechenden Ladestand des Herstellers. Ohne bleibt es bei maximal 15 Watt, was für die meisten Nutzer ausreichend ist. Denn entscheidend ist hier nicht die Geschwindigkleit, sondern das Feature an sich. Xiaomi schließt damit eine Ausstattungslücke.

Die Funkeigenschaften sind Spitzenklasse

Die Akustik beim Telefonieren ist im positiven Sinne unauffällig, wir messen eine natürliche und klare Stimmwiedergabe, dabei wird etwa Straßenlärm gut herausgefiltert, bei Hintergrundstimmen ist das Ergebnis nicht so gut. Für eine bessere Wertung müsste Xiaomi zudem die Lautstärke erhöhen, der Gesprächspartner wird relativ leise wiedergegeben.

Die Funkeigenschaften präsentieren sich ohne Fehl und Tadel, Xiaomi hat die Antennen optimal abgestimmt. Im 5G-Netz erreicht das 14T Pro Bestwerte, so gut hat sich noch kein Smartphone präsentiert. Auch bei LTE zeigt der Daumen nach oben. Wer Wert auf gute Funkeigenschaften legt, ist hier genau richtig.

Fazit: Preis-Leistung überragend

Das 14T Pro ist ein Preisbrecher, der für 800 Euro eine Ausstattung bietet, die ganz dicht dran ist an einem Flaggschiff weit jenseits der 1.000 Euro. Der Hersteller hat an fast alles gedacht, es gibt sogar viele der von Samsung und Google bekannten KI-Features. Im Testlab wird zudem eine besondere Produktqualität sichtbar: Akku und Display sind top, die Funkeigenschaften gehören zum Besten, das wir jemals gemessen haben. Zum "richtigen" Flaggschiff fehlen Details wie ein moderner USB-Standard, UWB und ein Kamerasystem mit Makros und hochauflösendem Weitwinkel. Aber der Abstand zu den Flaggschiffen war noch nie so klein wie mit dem Xiaomi 14T Pro.